Interview mit Marlene Z.
Wir treffen uns Mitte September 2013 in einer Eisdiele in Bramfeld, in der Nähe von Marlenes Wohnung. Im warmen Sonnenschein und bei Spaghetti-Eis kommen wir schnell ins Gespräch.
Welches war ihr jüngstes Erlebnis mit der Christophorus-Schule?
Als ich in der Schule war, fiel mir auf, dass die Tür zur Aula neu ist und dass die Toiletten renoviert wurden. Es gibt jetzt auch einen Spiegel. Da dachte ich: jetzt, wo wir weg sind, wird alles schön gemacht. Dann dachte ich: Für die Nachfolgenden ist das ja auch schön.
Wann sind Sie zur Christophorus-Schule gekommen?
In der 3. Klasse, nach den Herbstferien. Nach meinen vielen Schulwechseln war das nicht mehr so aufregend, eine Schule zu wechseln. Es war interessant mit den Lehrern, so still in der Klasse. Dann der Morgenkreis – es war komplett neu. Ich habe mich schnell mit zwei Schülerinnen angefreundet.
Was waren Ihre Lieblingsfächer?
Lieblingsfächer hatte ich in dem Sinne nicht, ich hatte eher Lieblingslehrer, Bio, Geographie, Mathe habe ich später auch verstanden, Handwerkliches. In der Oberstufe habe ich eine gotische Harfe im Gewerk 'Tischlern' gebaut.
In Deutsch hatte ich wegen meiner starken Legasthenie große Schwierigkeiten. Mir ist gut geholfen worden. In der Oberstufe machte ich auch einen Ferienkurs mit. Ich habe dann auch mehr gelesen und häufiger im Internet und so geschrieben. Die Schule war eine Unterstützung.
Können Sie sich an ein beeindruckendes Erlebnis erinnern?
Ja, ich erinnere mich noch an drei der unzähligen Klassenspiele, die wir mit Herrn Gade und Herr Levin gespielt haben. In der 8. Klasse spielten wir 'Die Komödie der Irrungen' von Shakespeare und in der 6. oder 7. Klasse 'Timofey und der gestohlene Nicolaus'. In der Oberstufe dann mit Herrn Levin 'The Mouse Trap'.
Sie machten 2009 den Hauptschulabschluss an der Christophorus-Schule. Wie gings dann weiter?
Nach dem Hauptschulabschluss ging ich gemeinsam mit einer Mitschülerin auf die Rudolf-Steiner-Schule und machte dort den Reaschulabschluss. Dort erlebte ich den Unterschied zwischen den Schulen und schätzte im Nachhinein sehr die kleinen Klassen an der Christophorus-Schule. Ich fiel in der großen Klasse wieder in meine alten Muster zurück. Trotz negtiver Voraussagen schaffte ich den Abschluss.
Wie gestaltete sich der weitere Weg?
Nach vielen Bewerbungen und Absagen lernte ich ein halbes Jahr bei einem Bootsbauer in Harburg. Aus dem Ausbildungsvertrag klagte ich mich heraus, weil die Arbeitsverhältnisse so schlecht waren. Ein halbes Jahr jobbte ich bei einem Bäcker. Dann machte ich ein Praktikum beim Harfenbauer. Der fragte mich, ob ich eine Lehre bei ihm machen wolle. Nach einigen Überlegungen entschied ich mich dafür. Um mich ausbilden zu können, machte Herr Schupp den Ausbildungsschein. Am 1. Dezember 2011 fing ich die Lehre an. Einmal im Jahr fahre ich nach Mittenwald zum Blockunterricht in der Berufsschule. Dort werde ich auch mein Gesellenstück vorstellen und meine Prüfung machen."
Dann sind Sie ab Dezember 2014 Gesellin im Harfenbau?
Ja, im Prinzip. Doch meine Lehre endet bereits am 01.August 2014, weil die Handwerkskammer mir einige Monate erlassen hat, aufgrund meiner Vorbildung an der Christophorus-Schule durch den Bau der gotischen Harfe und der Zeit beim Bootsbauer.
Wie sieht Ihre berufliche Zukunft aus?
Ich hoffe, dass ich von meinem Meister Herrn Schupp übernommen werde. Sonst muss ich wohl auf Gitarrenbau umlernen, weil ich gerne in Hamburg bleiben möchte.
Vielen Dank für das Gespräch, Marlene!
Das Eis ist aufgegessen, der Cappuccino getrunken. Wir plaudern noch eine Weile und verabschieden uns.
Das Gespräch führte Almuth Zimmermann